Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1,3522, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1,3466 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98,90. In der Folge notiert EUR/JPY bei 133,70, während EUR/CHF bei 1,2310 oszilliert.
Zwei Themen bewegen die Finanzmärkte vordergründig, einerseits „Finanzhollywood“ und andererseits die Geburtswehen einer neuen deutschen Regierungskoalition.
In den letzten Jahren sind wir es gewohnt, bei Erreichen des verfassungskonformen US-Schuldenlimits mit „Finanzhollywood“ konfrontiert zu werden. Erst bemüht sich die US-Regierung, mit kreativer Buchführung Zeit zu gewinnen. Dann kommt diese Refinanzierungsquelle an ihre Grenzen. Das ist laut CBO zwischen dem 22. Oktober und Ende Oktober 2013 zu erwarten. USFinanzminister Lew bemüht sich jetzt öffentlichkeitswirksam mit einem Brandbrief an führende Kongressabgeordnete, Bewegung in die fraglos verfahrene Situation zu bringen.
Was lässt sich konstatieren?
- Die Fronten in der US-Politik und der US-Gesellschaft sind extrem verhärtet.
- Geeint sind die Demokraten und Republikaner in dem Willen der Aufrechterhaltung des Hegemonialstatus der USA.
- Ein nachhaltiger Zahlungsausfall der USA würde den Hegemonialstatus der USA stark beeinträchtigen.
Hinsichtlich dieser Argumentationskette haben wir in der Vergangenheit nicht nur bei der Frage der Erhöhung der Schuldenlimite, sondern auch bei dem Thema „Fiscal Cliff“, mit analytischer Gelassenheit reagiert und die jeweiligen Abläufe als „Fiannzhollywood“ tituliert. Das Risiko, dass die USA ernsthaft mit ihrem Hegemonialstatus spielen werden, sehen wir bei lediglich 10%.
Am Rande bemerkt:
JP Morgan wird sich voraussichtlich aus dem US-Hypothekenskandal freikaufen. Drei Mrd. USD hatte JP Morgan angeboten. 11 Mrd. USD stehen laut Quellen der US-Regierung im Raum. Bei einem Freikauf käme es zu keinem Schuldeingeständnis. Verantwortliche für dieses globale Drama würden damit nicht zur Verantwortung gezogen. Ist das wirklich im Sinne von Rechtsstaatlichkeit? Zu klären wäre, wie hoch die Gewinne für JP Morgan aus diesen Geschäften waren. Sind die im Raum stehenden 11 Mrd. USD dann nicht nur eine überschaubare „Besteuerung“ rechtswidrigen Verhaltens?
Der Koalitionslimbo in Deutschland geht in die nächste Runde. SPD und Grüne tun sich schwer. Das Votum der Wähler ist klar. Man wünscht sich eine Koalition unter Führung der CDU/CSU. Die CDU/CSU signalisiert Kompromissbereitschaft, beispielsweise bei der Frage der Spitzensteuersätze. Je länger die potentiellen Koalitionspartner sich bockig verweigern, desto höher wird der Preis, den diese Parteien bei zukünftigen Wahlen zu zahlen haben. Die CDU/CSU signalisiert mit ihrer Kompromissbereitschaft staatstragende Verantwortung. Machen das die potentiellen Koalitionspartner auch?
Fakt ist, dass beide Themen kurzfristig weder für die Realwirtschaft noch für Finanzmärkte unterstützend wirken. Andererseits ist die aktuelle Stabilität an den Aktienmärkten vor diesem Hintergrund nahezu erstaunlich. Bei einer Entspannung insbesondere bei dem Thema „Finanzhollywood“ ergibt sich in der Folge Potential in Richtung Jahresendrally.
Aus Frankreich und Italien erreichen uns erfrischende Daten:
Erstmals seit zwei Jahren ist die Zahl der Arbeitslosen in Frankreich gesunken. Im August waren 1,5 Prozent weniger Menschen als arbeitslos gemeldet als im Juli, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch bekanntgab. Das ist der erste Rückgang seit April 2011. Damit erreichte die Zahl der Arbeitssuchenden den niedrigsten Stand seit März 2013.
Die Stimmung der italienischen Konsumenten ist so gut wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen kletterte im September überraschend deutlich auf 101,1 von revidiert 98,4 Punkten im August, wie die Statistikbehörde Istat am Mittwoch mitteilte.
Die leichte Entspannung am US-Kapitalmarkt wirkt sich bei der Hypothekenvergabe positiv aus. Der Index der MBA legte im Wochenvergleich um 5,5% von zuvor 428,2 auf 451,9 Punkte zu. Der Index für Hauskäufe stieg um 6,6%, während der Refinanzierungsindex um 4,9% zunahm.
Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass die Erholung der letzten beiden Wochen nicht unerheblich war. Er belegt jedoch auch, dass das aktuelle Indexniveau unverändert als prekär klassifiziert werden muss und unverändert in Frage stellt, ob das aktuelle Vergabeniveau für eine Fortsetzung der positiven Tendenz am US-Wohnimmobilienmarkt ausreichen wird.
Der Absatz neuer Wohnimmobilien setzte gestern positive Akzente. In der annualisierten Fassung kam es zu einem Anstieg per August von zuvor 394.000 auf 421.000 Objekte. Die Prognose lag bei 420.000 Einheiten. der Blick auf den Chart verdeutlicht eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Die Norm aus der Mittelfristbetrachtung liegt im Dunstkreis von 600.000 Objekten. Davon ist man weiterhin deutlich entfernt.
Die US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter legten per Berichtsmonat August im Monatsvergleich um 0,1% zu. die Prognose lag bei einem unverändertem Ergebnis. Da der Vormonatswert von -7,4% auf -8,1% revidiert wurde, war das Gesamtergebnis der Veröffentlichung enttäuscht.
Heute früh stand das französische Verbrauchervertrauen auf der Agenda. Der Index legte per September erwartungsgemäß von 81 auf 85 Punkte zu. Damit wurde der höchste Wert seit Februar 2013 markiert.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,3400 -30 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!